Handy am Steuer
Einleitung
Wer am Steuer eines Autos oder gar LKWs mit einem Mobiltelefon
während der Fahrt telefoniert handelt fahrlässig. Wer sich schonmal in einer hitzigen
Diskussion mit seiner Beifahrerin oder seinem Beifahrer befunden hat, weiß wie sehr ein
Gespräch ablenkt. Kommt noch das Halten und die Bedienung des Mobiltelefons hinzu, ist die
Konzentration auf den Verkehr dahin. Eine Freisprecheinrichtung reduziert die durch die Bedienung
entstehende Ablenkung weitgehend. Zusätzlich kann man mit einer Außenantenne stets den
bestmöglichen Empfang haben und den Akku während der Fahrt schonen oder aufladen. Ruft nun
jemand während der Fahrt an, schaltet das Radio automatisch stumm und das Telefon nimmt (falls
gewünscht) das Gespräch nach dem ersten Klingeln automatisch an. Bei gut eingebautem
Mikrofon und angeschlossenen Radiolautsprechern ist die Verbindung in der Regel recht gut. Schlechte
Verständigung liegt meist an billigen Freisprecheinrichtungen oder fehlerhaftem Einbau. Nach
dem Gespräch wird die Verbindung automatisch beendet und das Radio wieder laut gestellt.
Hierbei hat der Fahrer nicht eine Sekunde die Hände vom Lenkrad genommen.
Dies stellt nicht nur die Meinung von mir dar, sondern ist in vielen europäischen Ländern
Gesetz. Wer hier am Steuer ohne Freisprecheinrichtung telefoniert, dem drohen nicht unerhebliche
Geldstrafen.
Übersicht
Land | Strafe ca. in € |
---|---|
Belgien | ab 110,- |
Bosnien-Herzegowina | ab 50,- |
Bulgarien | 25,- |
Dänemark | 200,- |
Deutschland¹ | ab 100,- |
Estland | ab 400,- |
Finnland | ab 100,- |
Frankreich | 135,- |
Griechenland | 100,- |
Großbritannien³ | bis 1.100,- |
Irland | ab 60,- |
Island | 40,- |
Italien² | ab 160,- |
Kroatien | 70,- |
Lettland | 15,- |
Litauen | ab 85,- |
Luxemburg | 74,- |
Niederlande | 230,- |
Norwegen | 135,- |
Österreich | ab 50,- |
Polen | ab 50,- |
Portugal | ab 120,- |
Rumänien | ab 125,- |
Schweden | 160,- |
Schweiz³ | 90,- |
Slowakei | ab 50,- |
Slowenien | 120,- |
Spanien | 200,- |
Tschechien | ab 40,- |
Türkei | ab 20,- |
Ungarn | ab 50,- |
Stand: 01/2018 | |
¹zusätzlich ein Punkt in Flensburg ²Barzahlung ³Bei Unfällen mit Personenschäden muss mit bis zu lebenslanger Haftstrafe gerechnet werden. |
Überwachung
Seit 2021 werden Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer in den Niederlanden sehr erfolgreich mit einem System namens Monocam verfolgt. Hierbei handelt es sich um eine Kamera, die Autofahrer aufnimmt und ein Notebook, das die Handynutzung erkennt. Seit 2022 setzt auch die Deutsche Polizei das System ein.
Bluetooth Anlagen
Im Gegensatz zu früher sind Freisprecheinrichtungen im
Auto mittlerweile deutlich einfacher geworden. Durch die Bluetooth
Funkverbindung zwischen Mobiltelefon und Freisprecheinrichtung spart man sich den Halter und dessen
Verkabelung. Weiterhin kann die reisprecheinrichgung nach dem Wechsel des Mobiltelefons weiter
genutzt werden. Für viele Automodelle werden heute auch ab Werk ordentliche
Freisprecheinrichtungen angeboten. Diese sind in der Regel optimal in das Multimediasystem
eingebunden und eine gute Wahl. Auch viele Nachrüstradios haben bereits eingebaute Bluetooth Freisprecheinrichtungen. Mikrofon und Lautsprecher
werden natürlich auch hierfür benötigt. Wer keine Lust auf eine optimale Anlage hat,
kann hier getrost aufhören zu lesen, denn auch ohne Aufwand funktioniert es schon ganz gut.
Noch da? Fein. Auch bei Bluetooth Anlagen kann man noch mehr herausholen. Die Verbindung zwischen
Freisprecheinrichtung und Mobiltelefon erfolgt per Bluetooth. Für die Verbindung von Bluetooth Geräten wird immer ein definiertes Profil benutzt.
Für Freisprecheinrichtungen gibt es sogar mehrere Protokolle, die zum Einsatz kommen
können. Das einfachste Profil wäre HSP (Headset Profile). Wie der Name andeutet, ist
dieses eigentlich für Kopfhörer gedacht und beherrscht nur Sprachübertragung,
Gesprächsannahme, Auflegen, lauter und leiser. HFP (Hands Free Profile) ist funktionell nahezu
identisch, aber auf Freisprecheinrichtungen ausgerichtet. Sofern man auf die Kontakte des
Mobiltelefons auch per Freisprecheinrichtung zugreifen möchte (Anrufen von Kontakten,
Namensanzeige bei Anrufen), wird PBAP (Phone Book Access Profile) benötigt. Das
"Premiumprofil" ist aber SAP. Hierbei nutzt die
Freisprecheinrichtung lediglich die SIM Karte des Mobiltelefons zur Authentifizierung und macht dann
alles selbst. Hierbei spart das Mobiltelefon Strom und die Freisprecheinrichtung kann mit einer
Außenantenne ausgestattet werden, um die beste Funkverbindung zu gewährleisten.
Eigentlich kein Teil einer Freisprecheinrichtung, aber dennoch sinnvoll ist A2DP, mit dem die Übertragung von Musik in ordentlicher Qualität
zwischen Mobiltelefon und Radio möglich ist. So kann man die Musik auf dem Mobiltelefon im Auto
über die Lautsprecher hören und/oder die Sprachausgabe des Navigationsprogramms auf dem
Smartphone. Um die Musikwiedergabe zu starten/stoppen und Titel vorwärts oder
rückwärts zu springen, wird noch AVRCP (Audio Video Remote Control Profile) benötigt.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine Möglichkeit, das Mobiltelefon drahtlos während der
Fahrt aufzuladen. Selbst hierfür gibt es eine Möglichkeit, die ich in diesem Artikel beschrieben habe.
Vergleich
Standard | Telefonbuch | Musik | Außenantenne | Energiesparen | Aufladen |
---|---|---|---|---|---|
Kabelgebunden | |||||
Bluetooth HSP | Qi | ||||
Bluetooth HFP | PBAP | A2DP & AVRCP | Qi | ||
Bluetooth SAP | PBAP | A2DP & AVRCP | Qi |
Kabelgebundene Anlagen
Ich hatte mir für mein e-plus PT 11 (Nokia 2146)
1994 eine FSE eingebaut und diese 1999 durch eine FSE für mein Nokia 6150 ersetzt. Diese FSE läßt sich mit
einem NOKIA 51x0, 61x0, 6210, 6310, 6310i und
7110 betreiben und hat eine gute Qualität.
Was ist nun in einem kabelgebundenen "Car Kit" enthalten? Ich zeige hier exemplarisch das
Nokia CARK-91. Andere Hersteller haben aber i.d.R. ähnliche Komponenten, da ja immer die
gleiche Funktionalität gefragt ist.
Oben links mit MCC-1 bezeichnet ist die Halterung für das
Mobiltelefon. Mit HFU-2 ist die Black Box - die Steuerelektronik - bezeichnet.
Ansonsten brauchen wir noch ein Mikrofon, das hier auf den Namen HFM-8
hört. Der Lautsprecher ist mit HFS-12 bezeichnet.
Mikrofon
Ich habe die FSE in einen Opel Corsa B eingebaut. Zunächst setzt man sich in den Fahrersitz und
guckt, was dem Mund am nächsten liegt und als Position für das Mikrofon dienen
könnte. Mir fielen hierbei die kleinen Plastikabdeckplatten für den, an der Beifahrerseite
vorhandenen, Haltegriff auf.
Die vordere Abdeckklappe wurde mein williges Opfer. Herausgenommen sieht man ein Plastikviereck mit einem Stift an der anderen Seite. Auf dieses habe ich das mitgelieferte Mikrofon aufgeklebt und das Kabel durch ein in das Plastikviereck gebohrtes Loch gezogen. Hierbei darauf achten, daß die Mikrofonöffnung in Richtung Mund und nicht zur Windschutzscheibe zeigt! Nun fällt dem erfahrenen Bastler nur noch die wunderschöne Farbgebung auf dem Foto auf. Eigentlich ist das Mikrofon doch schwarz?! Meine Freundin wunderte sich doch stark, als ich auf einmal in Ihrer Strumpfhosenschublade kramte und ein besonders schönes Exemplar in "Champagner" herauszog. Doppelt genommen und über Mikro und Plastikviereck gezogen und mit Sekundenkleber fixiert, passt es deutlich besser ins Fahrzeuginnere.
Lautsprecher
Als Lautsprecher dienen die sowieso vorhandenen hinteren Radiolautsprecher. Da die FSE das Radio bei richtigem Einbau bei Anruf stummschaltet, funktioniert dies sehr gut.
Halterung
Die Halterung für das Mobiltelefon habe ich zwischen beide Sitze gebaut. Nicht gerade optimal
im Blickfeld, aber man soll schließlich auf die Straße und nicht auf das Mobiltelefon
gucken. Im Corsa hätte ich keinen Platz gefunden, wo weder Beifahrerknie noch Airbags
gestört würden. Das Ganze hat noch einen Vorteil: Vergißt man mal das Mobiltelefon
im Auto, ist es von Außen kaum zu sehen.
Ich habe eine Art Schraube mit Metallplatte als Kopf unter den Teppich geschoben und durch ein Loch an der richtigen Stelle geführt. Oben d'rauf kam nur noch die Halterung und wurde mit einer Mutter fixiert. Hält bombenfest und sieht gut aus. An der Stelle, wo aus der Halterung die Kabel kommen, habe ich auch einen Schlitz in den Teppich geschnitten und die Kabel unter dem Teppich in Richtung Armaturenbrett geführt.
Antenne
Für die Funktion sehr wichtig ist eine richtig angeschlossene Antenne. Ich habe mich für eine Glasklebeantenne von Hama entschieden, die ich über dem Rückspiegel montiert habe. Innen wird hierbei ein Stück Plastik mit Antennenanschluß geklebt und Außen das Gegenstück. Die Übertragung funktioniert induktiv. Als Kabel dient bei mir das mitgelieferte URM 76 Low Loss Kabel, das ich vom Antennenspezi auf die exakt benötigten 2,30m kürzen und mit Stecker versehen ließ. Hier sollte man weder basteln, noch ungenutzte Zentimeter herumliegen lassen. Jeder Zentimeter Kabel und jede unnötige Schraubverbindung dämpft die Leistung. Das Antennenkabel verschwindet bei mir unter dem Dachhimmel und wird in Richtung Mikrofon nach links geführt, wo es parallel zum Mikrofonkabel ebenfalls unsichtbar nach unten gelegt wird, wo es dann mit dem aus der Halterung kommenden Kabel verbunden wird.
Steuerbox
Das aus der Halterung kommende Steuerkabel wird ebenfalls unter dem Teppich in Richtung Armaturenbrett gelegt. Die Black Box habe ich hinter dem Handschuhfach angebracht, das hierzu herausgenommen wird. Irgendwo kommt eine Schraube aus dem Schaumstoff, wo ich die Black Box befestigen konnte. Nun schließt man alle ankommenden Kabel gemäß Bedienungsanleitung an. An die Lautsprecher schließt man noch parallel ein Kabel an, das in einem Klinkenstecker mündet. Aus der Black Box kommen auch 5 Kabel. Das blaue Kabel IGNS (Ignition Sense = Zündungserkennung) wird an einen Pluskontakt angeschlossen, der nur bei eingeschalteter Zündung geschaltet ist. Beim Corsa liegt die Handschuhfachbeleuchtung nahe, da diese nur bei eingeschalteter Zündung an ist. Das grüne Kabel AMC (Antenna Motor Control = Antennenmotorkontrolle) könnt Ihr ignorieren, oder habt Ihr eine motorbetriebene ausfahrbare Mobilfunkantenne? Eben. Das gelbe Kabel CRM (Car Radio Muting = Autoradiostummschaltung) wird mit dem entsprechenden Kontakt des Autoradios verbunden. Ich werde bei Anrufen mit einem freundlichen "Mute" im Display informiert (bei meinem Philips stand früher sogar "Call"). Einfach mal in's Autoradiohandbuch gucken, wie das bei Euch funktioniert. Falls Ihr ein sehr altes Radio habt, das keine Stummschaltung unterstützt, kann man dies auch über ein Relais erreichen.
Compenser
Um die Empfangsqualität weiter zu erhöhen, habe ich noch einen Dual Band Compenser der Firma Funkwerk Dabendorf eingebaut. Dieser kompensiert die Dämpfung der Antennenkabel und es liegen bei korrektem Anschluß 2 Watt bei GSM 1800 bzw. 8 Watt bei GSM 900 an der Antenne an. Sollte man feststellen, daß das mitgelieferte 6 m lange Anschlußkabel viel zu lang ist, kann man natürlich auch ein kürzeres verwenden. Pro gespartem Meter Kabel sollte man 1 db mehr Leistung erhalten. Dies ist allerdings nicht zulässig und im Handbuch ausdrücklich untersagt.